Länderübergreifender Bergeeinsatz am Hohen Göll
Ein verletzter Bergsteiger in der Ostwand des Hohen Göll (2.522 m) forderte die Einsatzkräfte der Bergrettung. Eine professionelle Kooperation mit dem Hubschrauberteam der Berchtesgadener Bergwacht verhinderte jedoch einen äußerst ressourcenintensiven und langen Einsatz in der Nacht von Samstag auf Sonntag.
Eine erfahrene, dreiköpfige Gruppe aus dem Flach- und Tennengau durchstieg am Samstag, 7. Oktober, die anspruchsvolle Ostwand des Hohen Göll. Gegen 13 Uhr verletzte sich ein Gruppenmitglied etwa 110 Höhenmeter unterhalb des Ausstiegsgrats am Sprunggelenk. Trotz professioneller Erstversorgung durch seine Begleiter, konnte der verletzte Flachgauer den Aufstieg nicht fortsetzen, ein Notruf wurde abgesetzt.
Zuerst hofften die Halleiner Bergretter, dass der Einsatz durch Unterstützung des Notarzthubschrauberteams Martin 1 relativ rasch abgewickelt werden könnte. Doch ein einsetzender Föhnsturm verhinderte die Bergung aufgrund von Windgeschwindigkeiten bis zu 50 Knoten (~90km/h). Dazu kam, dass sich die Unfallstelle im Lee, also jener Seite des Berges, an der der Sturm nach unten drückt, befand. So konnte weder das Rettungshubschrauberteam von „Martin 1“ noch der zusätzlich zur Verfügung gestellte Hubschrauber des BMI, direkt in die Ostwand einfliegen.
Der Halleiner Einsatzleiter Wolfgang Gadermayr ließ die terrestrische Bergung vorbereiten, zwei Trupps stiegen über das Purtschellerhaus zum Hohen Göll auf. Ziel war die Bergung des Verletzten nach oben und der anschließende terrestrische, also bodengebundene Abtransport über die bayerische Seite durch das Alpeltal: „Aufgrund der absehbaren, aufwendigen Bergung, welche bis in die späten Nachstunden angesetzt war, sowie der Wetterprognose für die Nachstunden mit dem Durchzug einer Kaltfront, wurden die Einsatzkräfte aus Hallein zusätzlich durch Bergretter aus Golling und der bayrischen Bergwacht verstärkt.“
Die erste Gruppe der Halleiner Bergretter traf gegen 16:45 Uhr am Gipfel ein und bereitete die Bergung mittels Dyneema-Seilen vor, zwei Bergretter versuchten, zu dem Verletzten abzusteigen.
Der Traunsteiner Hubschrauber „Christoph 14“ stand durch die Berchtesgadener Bergwacht zeitgleich zur Verfügung, ein Erkundungsflug von Südwesten über das Alpeltal wurde angeboten. Tatsächlich schaffte es der Pilot, ein kurzes Fenster mit geringerer Windstärke auszunutzen, und sich der Unfallstelle so weit zu nähern, dass die Bergung per Windenseil durch die bayerischen Kollegen möglich war.
Die Einsatzkräfte der Bergrettung traten gemeinsam mit einem Mitglied der Gruppe den Abstieg zum Purtschellerhaus an. Einsatzende war kurz vor 23 Uhr.
„Dieses Ereignis zeigte, dass bei schlechten Witterungsbedingungen ein terrestrischer Bergeeinsatz mit großem technischen und personellem Aufwand verbunden ist und sich derartige Einsätze über mehrere Stunden, vielfach bis in die Nacht erstrecken.“
Insgesamt standen die Hubschrauberteams Martin 1, Libelle des BMI, Christoph 14 aus Traunstein, 23 Bergretter und Bergretterinnen aus Hallein, elf Mitglieder der Bergrettung Golling, Mitglieder des Roten Kreuzes Hallein, sowie vier Personen der Bergwacht Berchtesgaden im Einsatz.
Ein herzliches Dankeschön gilt der Bergwacht Berchtesgaden, die grenznahe Einsätze stets äußerst kooperativ und professionell unterstützen. Außerdem den Mitarbeiter:innen des Purtschellerhauses, die mit Materialtransport und Verpflegung unterstützten, sowie dem Roten Kreuz Hallein, das ebenfalls Verpflegung für die Mannschaft bereit stellte, für den Fall, dass der Einsatz bis in die Nachtstunden dauern würde.
Fotos: Bergrettung Hallein, Text: Geri Mairhofer