Familie beim Wandern im Schnee verstiegen: Nächtlicher Bergrettungseinsatz im Lungau
Die Touristen aus Deutschland setzten auf der Muritzenscharte auf rund 2.300 Meter Seehöhe einen Notruf ab.
Die Familie aus Rheinland-Pfalz startete am Dienstagmorgen von der Gmündner-Hütte im Maltatal aus zu einer Wanderung. Im Bereich der Kölnbreinscharte kamen der 56-jährige Mann, seine 54-jährige Ehefrau und die 20-jährige Tochter im Schnee von der geplanten Route (Kattowitzer-Hütte – Osnabrückerhütte) ab und verstiegen sich in unwegsames Gelände. Um 15.40 Uhr setzten sie im Bereich der Muritzenscharte einen Notruf ab, schildert Michael Schlick, Ortsstellen- und Einsatzleiter der Bergrettung Muhr im Lungau.
Die Familie war zwar unverletzt, aber erschöpft, durchnässt und unterkühlt. An diesem Tag zogen immer wieder Schnee- und Regenschauer durch. Zehn Einsatzkräfte der Bergrettung Muhr, ein Bergretter der Ortsstelle Zederhaus, zwei Einsatzkräfte der Bergrettung Mauterndorf und einem Einsatzfahrzeug sowie zwei Alpinpolizisten rückten aus, um den Bergnot geratenen Deutschen zu helfen. Auch zwei Polizeihubschrauber beteiligten sich an dem Einsatz, darunter die Libelle aus Salzburg, und Kärntner Bergretter der Ortsstelle Lieser-Maltatal.
Bergretter aus Muhr und die zwei Alpinpolizisten machten sich über den Karwassersee und die Schwarzseen zu den Deutschen auf. Sie wurden einige hundert Höhenmeter mit der Libelle auf rund 1.900 Meter Seehöhe geflogen, dann stiegen sie zu Fuß noch rund 1,5 Stunden bis zu dem Standort der Deutschen auf – wetterbedingt war ein Flug zu den Wanderern nicht möglich. Den Standort hatten die Touristen per GPS-Koordinaten übermittelt. Gegen 19 Uhr erreichte der Trupp die Familie im Nahbereich eines Steiges, der im Schnee nicht sichtbar war, und versorgte sie mit Getränken, Nahrung und Kleidung.
Der Einsatz gestalte sich aufgrund des schlechten Wetters schwierig, es herrschte teils Schneefall, Starkregen und starker Wind. „Zum Glück gab es dort einen Handy-Empfang“, sagt Schlick. Die Wanderer seien für diese Tour in dieser Höhe nicht ausreichend ausgerüstet gewesen. Es sei fraglich, ob sie die Nacht im Freien überlebt hätten.
Stellenweise am Seil gesichert stiegen die drei Deutschen mit den Bergrettern über die Muritzenalmen nach Hintermuhr ab. Sie wurden mit dem Einsatzfahrzeug zur Bergrettungsortsstelle Muhr gefahren, wo sie erneut mit Speisen und Getränke versorgt wurden. „Dann haben wir sie zu der Unterkunft gefahren, die wir für sie organisiert haben.“ Der Einsatz endete um 2.30 Uhr.
Die Familie hatte diese Tour unterschätzt. Der Ortsstellenleiter appelliert, vor dem Start auf den Wetterbericht zu achten, eine ausführliche Tourenplanung vorzunehmen und die geeignete Ausrüstung inklusive Notfallausrüstung mitzunehmen.
Fotos: Bergrettung Muhr