Werfen: Familie mit drei Kindern steckte im Tennengebirge im Altschneefeld fest

31.05.25 Einsätze

Sie wurden von Bergretter der Ortsstelle Werfen geborgen - Tour völlig unterschätzt

Eine Familie aus Deutschland machte sich am Freitag um 8.30 Uhr von der Ellmaualm in Werfenweng (1.533 Meter Seehöhe), wo sie übernachtet hatten, zu einer Tennengebirgsüberschreitung auf, um auf der Söldenhütte (auch: Dr. Heinrich Hacklhütte, 1.550m) zu übernachten. Obwohl der Hüttenwirt der Ellmaualm die Eltern der Kinder im Alter von acht, zehn und 14 Jahren von dieser sieben Stunden langen, herausfordernden Tour aufgrund ihrer schlechten Ausrüstung und der Altschneefelder abgeraten hatte, ließen sie sich nicht von der anspruchsvollen Überquerung abhalten, die über die sogenannte Hochtrohnleiter auf rund 2.500 Meter Seehöhe führt.  

Die Eltern trugen Trekkingschuhe und die Kinder Laufschuhe, die zwar für Sportplätze, aber nicht für das Bergsteigen geeignet sind, schildern Einsatzleiter Stefan Koller und Ortsstellenleiter-Stv. Sepp Oppeneiger. Die Wanderer hatten weder eine Regenausrüstung, noch eine Stirnlampe oder einen Biwacksack dabei. 

Nach 18 Uhr meldete sich der Vater per Handy beim Wirt der Söldenhütte und teilte ihm mit, dass sie etwas später kommen würden. Sie seien am Weg zur Hütte und würden gegen 20 Uhr eintreffen. Da die Familie um 21 Uhr immer noch nicht eingetroffen war, verständigte der Hüttenwirt die Bergrettung. Da aber in der Zwischenzeit der Vater dem Wirt mitgeteilt hatte, dass sie bald ankommen würden, wartete man auf die Ankunft der Familie. 

Schließlich wählte der Familienvater um 23 Uhr den Notruf und erklärte, sie befinden sich im Bereich der Tauernscharte (2.103m) und kommen nicht mehr weiter. Elf Bergretter der Ortsstelle Werfen stiegen zu den in Bergnot geratenen Deutschen auf und stiegen mit ihnen, am Seil gesichert, über Altschneefelder zur Hütte ab, wo sie um 3.15  Uhr in der Nacht unverletzt eintrafen. „Sie waren unterkühlt. Wir haben sie am Berg mit warmer Kleidung versorgt“, schildert Einsatzleiter Koller. Am Freitagvormittag war das Wetter noch schlecht, die Nässe am Berg und die Altschneefelder haben die Bedingungen noch verschärft

„Die Familie war 17 Stunden lang unterwegs, und sich der Gefahr nicht bewusst“, appellieren die Bergretter, wie wichtig es ist, vor jeder Tour eine gründliche Tourenplanung vorzunehmen und auch auf die Wetterbedingungen und die Schneesituation zu achten. Man sollte auch den Rat der Hüttenwirte annehmen, die ortskundig sind und über die aktuellen Bedingungen am Berg genau Bescheid wissen. Derzeit befinden sich im Gebirge in den Hochlagen noch viele Altschneefelder, auf denen man leicht ausrutschen kann. Eine der geplanten Tour entsprechende Ausrüstung (festes Schuhwerk, warme, regenfeste Kleidung, Biwaksack, Erste Hilfe-Paket, warme Getränke, Jause, Mobiltelefon mit Ersatzakku, etc.) sowie eine gute Kondition und alpinistische Erfahrung sind ebenfalls Voraussetzungen für Bergtouren, wie sie die Familie geplant hatte.   

Fotos: Bergrettung Werfen