Muztagh-Ata: 7.546m – Basislager und Aufstieg über Tashgergah-Route

15. Juli: Das nunmehr sechsköpfige Expeditonsteam hat wohlbehalten das 4.500m hohe Basislager des Muztagh-Ata erreicht.

16. Juli:“Wir haben heute bereits das Lager 1 aufgebaut und sind anschließend wieder ins Basislager abgestiegen”, erzählt Sepp Schiefer. “Gesundheitlich geht es uns allen recht gut, wir haben keine Höhenprobleme gehabt, Andi hat nur leichte Kopfschmerzen. Das Essen vertragen wir nur mittelmäßig, es besteht auch aus sehr schweren, eher rustikalen Zutaten”.

Streit unter Trägern
Träger, die für Expeditionen wie diese arbeiten, verdienen dort pro Kilo (Gepäck) drei Dollar. Dies – und dass momentan wenig Bergsteiger am Muztagh Ata sind – dürfte auch die Ursache für einen heftigen Streit unter den drei anwesenden Volksgruppen der Träger gewesen sein.

“Jeder von uns trägt etwa 20kg selbst. So bleiben an Ausrüstungsgegenständen etwa 40kg insgesamt über, die unter den 20 Träger aufgeteilt werden sollen”, erzählt Sepp.
“Zuerst gab es unter den drei Voksgruppen – Kirgisen, Iranern und Tadschiken – nur eine heftige Diskussion. Doch plötzlich tauchte der Koch mit einem blutigen Messer auf, ein Riesentumult entstand und in Folge eine heftige Schlägerei, bei der die Gruppen aufeinander losgingen”.
Schließlich einigte man sich auf zwei Träger, die allerdings dann das Gepäck gar nicht selbst trugen sondern mit Eseln auftauchten und bis zum ersten Lager “tragen ließen”.
“Heute Nachmittag war plötzlich das chinesische Militär mit 20 Soldaten anwesend”, schildert Sepp. Es gab eine genaue Untersuchung, die Träger wurden in unseren Zelten befragt und der Koch mitgenommen“.

Das Wetter ist momentan recht stabil und etwas kälter; bis vor kurzem war es noch unstabil und am Gipfel keine Sicht – am Muztagh-Ata auch deshalb in dieser Zeit keine Besteigungen von anderen Bergsteigern.

 

18. Juli, 12:45 Uhr: SMS vom Muztagh-Ata:

“Sind gestern noch auf 5.600m aufgestiegen und im Abendfirn bis ins Camp 1 abgefahren. Heute Aufstieg Camp 2 – 6.100m; Zelt aufgebaut – wieder Abfahrt Camp 1 – Nächtigung. Temperatur in der Nacht: -10 Grad, Zelt -3 Grad, Tagsüber: 15 Grad. Alles ok. – liebe Grüße an alle, Sepp.”

 

20. Juli, 16:50 Uhr – Sepp meldet sich via SMS:

Leider ist das Satellitenhandy defekt, trotzdem gibt es erfreuliche Nachrichten vom Muztagh-Ata:
Rupert Meikl und Sepp Schiefer befinden sich auf 6.160m im Camp 2, der Rest der Gruppe ist im Camp 1. Morgen ist geplant, das Lager 3 zu erklimmen. Täglich gibt es Gewitter mit Grauplschauern und Schneefall. Während des Aufstiegs zum Camp 2 war ein heftiges Gewitter, das auf 6.000m Höhe zu einem Notbiwak zwang. Es geht allen gut!

24. Juli, 10:00 Uhr – Sepp meldet sich via Satellitenhandy:

“Wir haben jetzt sehr wilde Tage hinter uns”, so Sepp Schiefer. “Wir sind in zweier und dreier Teams bei starkem Schneefall gestartet. Pauli, Rupert und ich starteten gestern vom Camp 3 aus. Wir kamen bis 7.217m. Allerdings war die Orientierung extrem schlecht, es war teilweise nur mittels GPS möglich – Sicht war praktisch keine.
Zudem herrschte starker Schneefall, es fiel etwa 1 1/2m Neuschnee. “Wir mussten die Tour dann abbrechen”, schildert Sepp. “Wir haben uns dann mittels GPS wieder zum 3er Camp orientiert und ein starkes Gewitter abgewartet. Klaus, Willi und Andi waren im Camp 2. Um etwa 22 Uhr kamen dann bei starkem Gewitter zwei Polen in unser Camp.”


Hohe Lawinengefahr und schlechte Wetterbedingungen

Es herrschte hohe Lawinengefahr, äußerst deutlich waren bei jedem Schritt die Setzungsgeräusche zu hören. Auch die Polen, die mit Schneeschuhen unterwegs waren, beschlossen die Besteigung aufgrund der Wetterverhältnisse und der hohen Lawinengefahr abzubrechen.
“Sie sind zur selben Zeit wie wir – allerdings mit Schneeschuhen – abgestiegen,” erzählt Sepp.
“Wir haben im Camp 2 gemeinsam noch länger über den Sinn einer neuerlichen Besteigung diskutiert und sind dann aber doch, weil die Zeit knapp wird, bei traumhaftem Pulverschnee gemeinsam vom Camp 2 bis ins Basislager abgefahren.”

Mögliche Rettungsaktion für polnische Bergsteiger
“Wir warten jetzt seit einiger Zeit auf die Polen”, schildert Klaus Wagenbichler.“Eigentlich wollten wir jetzt noch die verbliebene Zeit zum Radfahren nützen. Nun sieht es allerdings so aus, dass wir eventuell eine Rettungsaktion für die Polen starten müssen, die immer noch nicht angekommen sind.”
Rettungsflüge können auf dieser Höhe nämlich keine durchgeführt werden.

Sepp Schiefer: “Ich sitze abseits vom Basecamp auf einem Stein und starre auf den Eisriesen. Wir waren super drauf – nur noch 300 m zum Gipfel, aber 0 Sicht – keine Orientierung mehr und eine große Spaltengefahr. Sturmböen ließen unsere Stöcke waagrecht stehen, dann der Abbruch. Nur 300m…harte 300m…”

Hilfe für Polen
Den Bergsteigern aus Polen kam unser Expeditionsteam übrigens zur Hilfe: Nach einigen Tagen wieder Infos aus China: Die Pongauer und Pinzgauer Bergretter sind den Polen entgegen gegangen und haben sie bis ins Basecamp begleitet. Sie waren völlig erschöpft und sind nach vier Tagen – in Begleitung von den Salzburger Bergrettern – abgestiegen.

Nochmals Biken und dann ab in die Heimat!
“Nach einer abenteuerlichen Busfahrt sind wir nun wieder gut in Kashgar gelandet und wechseln am Dienstag Morgen wieder über die Grenze nach Kirgisien”, so Sepp Schiefer.
Mittlerweile sind die Jungs wieder fleißig am Biken: Angelangt am Yssik Kul See radeln sie hier noch zwei Tage mit ihren “Steinbachs” ehe es am Samstag wieder zurück nach Bishkek geht. Der Heimflug erfolgt am Sonntag Morgen! Liebe Grüße an alle!

Berichte:Maria Riedler
Bilder:Sepp Stampfl

Zusammenfassung bisheriger Berichte:

Muztagh-Ata: Das Traumziel vieler Bergsteiger – hier klicken!

Die erste WocheAnreise per Bike – hier klicken!

Über die Grenze nach China – die zweite Woche – hier klicken!

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