Tagebuch einer Expedition – 1. Woche per Moutainbike

Anreise zum Muztagh-Ata mit Mountainbike am Rande der Seidenstraße

2. Juli 2008 – Abreise Flughafen München

Flug nach Kirgistan – ehemalige Sowjetrepublik (200.000km²)

3. Juli 2008 – Ankunft in Bishkek, Kirgistan in aller Früh:
Sepp Schiefer berichtet, dass die Gruppe gut angekommen ist – auch die Ausrüstung ist vollständig da und alles unbeschädigt…
Es folgen letzte Kontrollen der Ausrüstung und es wird gepackt; Einkäufe können getätigt werden, die Auswahl an Nahrungsmitteln ist hier besser als in Kashgar.

5. Juli: Am ersten Tag ihrer Radtour schlug das Team gegen 19 Uhr ihre Zelte auf 2200m Höhe auf.
Der erste Tag brachte zuerst 70 Kilometer „Familienradwanderung“ durch das atemberaubende Suusamyr-Tal, das aufgrund seiner eindrucksvollen Landschaftsbilder dem Fotografen im Team das Herz höher schlagen ließ…

Genächtigt wurde am nächsten Tag bei einer Familie in Chaek auf 1.600m.
Am folgenden Tag ging es 70 km durch die Karakeche Schlucht – dort schlugen die acht „Biker“ ihr Zeltlager auf.

Dann hieß es reinbeißen: Gleich 1600hm hinauf auf den Kara-Keche Pass auf 3.400m und runter zum Gebirgssee Son Kul – das Zeltlager befindet sich auf 3.100m. Der Son-Kul, zweitgrößter natürlicher See des Landes liegt auf einem Gebirgsplateau im Inneren Tjan-Schan auf 3013 m Höhe.

Son-Kul – wo die Sterne zum Greifen nah sind
Die Umgebung ist flach, nicht bewaldet und ähnelt einer Savanne. Nachts hat man das Gefühl, dass die riesigen Sterne zum Greifen nah sind. Hier kann man innerhalb eines Tages alle Jahreszeiten erleben. Dem Edelweiss begegnet man hier auf Schritt und Tritt. Die umgebenden Berge sind zwar 4 500 Meter hoch, da aber der See bereits auf 3013m liegt, scheinen sie relativ flach. Die Seeufer sind seit Urzeiten von den Nomaden als Sommerwiesen beliebt, obwohl die Vegetationszeit auf der Höhe ziemlich kurz ist. Hier sind die Bräuche und Sitten der kirgisischen Nomaden in ihrer ursprünglichsten Form erhalten.

6. Juli: „Heute früh hat noch Regen auf unser Zeltdach geprasselt. Schnell war alles wieder sehr trocken und staubig, “ berichtet Sepp Schiefer.

Zwei Drittel Schotterpiste und der Rest Schlaglochasphalt
So ungefähr waren die Bedingungen, die allerdings insgesamt besser als erwartet sind, resümieren die Radler nach einem anstrengenden Tag.
Die Temperaturen halten sich auch bei 2000m bei etwa 30 Grad. Auf den Schotterrüttelstrassen sehnt sich so manch einer nach einem „Steinbach fully“. „Die Bikes werden hier sehr beansprucht, halten sich aber super“, schildert Sepp Schiefer. „Heute  hatten wir den ersten Patschen: Willi hat sich bei einem Trail quer durch die Pampa Dornen eingefahren.“

Großer Schreck bei “Beinahe-Unfall” und erste Moutainbiker seit drei Jahren!
Für die Einheimischen sind die Radler ein ungewohntes Bild, erzählen die Mountainbiker. Die Menschen sind sehr freundlich, vor allem die Kinder sind sehr neugierig. Offensichtlich seien vor drei Jahren zwei Biker das letzte Mal diese Strecke gefahren, deshalb ist das „Bergretter Radteam“ ein besonders außergewöhnlicher Anblick!
Kurz war der Schrecken groß – es gab einen „Beinahe-Unfall“, den Sepp so schildert: „ Zwei Kirgisen sind plötzlich mit einer Riesenstaubwolke hinter dem Auto lassend auf den engen  Passstraßen um die Kurven gedriftet. Paul konnte durch ein Abstützen auf der Motorhaube einen Sturz/Zusammenstoß gerade noch verhindern. Ein kräftiger Zug aus der Wodkaflasche der kirgischischen Rallyepiloten half mit, den Schock in Grenzen zu halten“…

Allen Teilnehmern geht es sehr gut, bis auf ein paar vom Staub gereizte Nasen sind alle wohlauf und grüßen von einer traumhaften Tour in die Heimat!

8. Juli, 16 Uhr: Sepp Schiefer meldet sich via Satellitenhandy:

“Wir sind jetzt am Son-Kul Pass auf 3020m Höhe. Seit zwei Stunden herrscht ein starkes Gewitter, das Wetter ist labil. Uns allen geht es gesundheitlich gut. Wir kommen sehr gut voran und liegen gut im Zeitplan. Gestern hatten wir wieder einen anstrengenderen Tag durch die Schlaglochpiste – wie wir sie mittlerweile nennen. Die Fahrräder werden wirklich extrem beansprucht. Die Bergetappe ist hier im Vergleich nicht so hart zu nehmen, am Pass sind wir durch eine Kohlenmine gefahren… Die Bevölkerung, auf die wir treffen, ist sehr freundlich. Umso bestürzter waren wir heute morgen, als uns zwei junge Burschen, mit denen wir uns befreundet hatten, bestohlen haben. Sie haben Pauls Digitalkamera mitgehen lassen.
Auch morgen steht wieder Passstraße auf dem Programm – viele Grüße in die Heimat”!

10. Juli, 19:30 Uhr, Donnerstag: Sepp Schiefer meldet sich wieder via Satellitentelefon, die Verbindung ist sehr schlecht und deshalb auch nur zum Teil bruchstückhaft verständlich….

Extremer Etappenabschnitt
Sepp erzählt von einem wiederum sehr anstrengenden „Bikertag“: „Wir haben bei der heutigen Etappe, die die bisher anstrengenste von allen war, 1.800hm und 78km hinter uns gebracht. Morgen sind wir bereits an der Chinesischen Grenze.“

Gestern waren die Mountainbiker noch auf 2.300m und heute sind sie schon wieder auf etwa 3.400m. „Wir haben keine Höhenprobleme, obwohl man schon merkt, dass die Luft dünner wird“, meint Sepp.
Einige im Team hatten gestern eine leichte Magenverstimmung, heute geht es aber allen mittlerweile wieder gut. Markus und Elisabeth werden morgen an der Grenze, wie vorgesehen, zurückkehren. Das restliche Team scheut bereits jetzt die kommenden Grenzformalitäten. “Wir haben gehört, dass wir keine Nahrungsmittel und auch keine Geräte in China einführen dürfen“, schildert Sepp Schiefer. „Wir haben deshalb heute die Ausrüstung sortiert, denn GPS und Funkgeräte bräuchten wir schon;  wir hoffen dass uns das nicht abgenommen wird“.

Kühlere Temperaturen in unbeschreiblich schöner Landschaft
Die Landschaft sei unbeschreiblich schön, so Sepp weiter. „Tiefrote Lehmberge wechseln zu wilden Canyons, darauf folgt wieder die totale Weite, einfach unbeschreiblich“, schwärmt er. Mittlerweile sind aber die Temperaturen kühler geworden, am Pass wurden sie von Schneeschauern und Nebel erwartet.
„Wir haben gestern unseren Lagerplatz in einer kleinen idyllischen Oase mitten in der Lehmwüste aufgeschlagen“, erzählt Sepp. „Am Morgen hat es geregnet und wir steckten im tiefen Lehm fest. Unsere Räder waren fast nicht mehr zu gebrauchen, wir mussten sie mit Steinen reinigen. Das Begleitfahrzeug (ausrangiertes Militärfahrzeug 😉 konnte zuerst nicht mehr bewegt werden, der Fahrer musste die Luft aus den Vorderreifen auslassen, dann ging es wieder weiter.“

Die Karte mit dem genauen Routenverlauf – hier klicken!

Mehr zur Expedition – Muztagh-Ata: Traumziel vieler Bergsteiger… hier klicken!

Hier gehts weiter: Die zweite Woche in China ist angebrochen – hier klicken!

Berichte zur Expedition: Maria Riedler 
Bilder: Sepp Stampfl, Sepp Schiefer